Pfarrkirche St. Martin, Kirchbühl
Die Kirche datiert in den ältesten Teilen wahrscheinlich ins 11. Jahrhundert. Der Anbau des südseitigen Turms erfolgte um 1200, dessen Erhöhung um 11 Meter um 1260. Im beginnenden 14. Jahrhundert wurden dann das Kirchenschiff erweitert und die Wandfresken aufgetragen. Im Jahr 1583 erfolge der Chorneubau, 1901–1911 eine sanfte Auffrischung und von 1951–1962 eine Restaurierung .
Kirchbühl – Lage und Besiedlung
St. Martin auf Kirchbühl liegt auf einer Geländestufe am Südhang des Eichberges, am Rande des gleichnamigen Weilers, an einer alten Strasse, die von Sursee kommend nach Süden führt. Archäologische Überreste einer römischen Villa, ein spätantikes Mauergeviert und ein frühmittelalterliches Gräberfeld belegen für Kirchbühl schon frühere Siedlungsaktivitäten. Und noch später, in den Jahrhunderten vor der Stadtgründung in den 1230er-Jahren, dürfte Kirchbühl das kirchliche Zentrum der zwischen der späteren Stadt und Kirchbühl selber gelegenen Siedlung im Gebiet des heutigen Meierhofs gewesen sein.
Pfarrkirche und Pfarrherr
Urkundlich erwähnt ist die Pfarrkirche St. Martin zusammen mit ihrer Filialkirche in der Stadt Sempach erstmals 1275 in einem Zehntverzeichnis des Bistums Konstanz. Nur in Ansätzen geklärt sind die Kirchbühler Besitzverhältnisse: 1288 erscheint die Kirche erstmals im Besitz der elsässischen Benediktinerabtei Murbach, die Kirchbühl 1420 an seinen Luzerner Tochterkonvent St. Leodegar im Hof abtrat. St. Leodegar, seit 1455/1456 ein von Murbach unabhängiges Chorherrenstift, versuchte mit baulichen und rechtlichen Mitteln, die Bedeutung von Kirchbühl als regionales Kirchenzentrum insbesondere gegenüber der Stadtkirche St. Stefan zu stärken. Diese Anstrengungen fruchteten letzten Endes nicht: Kirchliche Verrichtungen fanden seit dem ausgehenden Mittelalter überwiegend in St. Stefan, Sempach, statt. Einzig als Begräbnisplatz behielt Kirchbühl seine seelsorgerische Funktion bis 1831, als dort die letzte Beerdigung abgehalten wurde. Ein Jahr später verlor Kirchbühl schliesslich auch seine Eigenschaft als Pfarrkirche von Sempach.
Ausstattung, Ausmalung
Bemerkenswert ist der schlichte Charakter der Ausstattung, der die vollständige Ausmalung der Seitenwände beim Kirchenschiff umso eindrücklicher zur Geltung bringt. Der hochgotische Bildzyklus vermittelt ein zeittypisches «memento mori»-Ensemble mit Darstellungen z. B. des Schnitters «Tod», des jüngsten Gerichtes mit der Seelenwaage oder der Begegnung einer Lebendengruppe mit einer Totengruppe. Noch im Mittelalter wurde der Zyklus mehrmals übermalt, bis ihn die Restaurierungsarbeiten der 1900er-Jahre wieder frei legten. Seither hat er durch natürlichen Zerfall oder unsachgemässe Restaurierung stark gelitten.
Letzte Ruhestätte und mystischer Ort
Indem die Kirche St. Stefan Kirchbühl als Pfarrkirche den Rang ablief, blieb St. Martin von baulichen Modernisierungen weitgehend verschont. Barockisierungen fanden keine statt, neoklassizistische Erneuerungen blieben aus, und die Restaurierung des frühen 20. Jahrhunderts konnte sich ganz auf die Wiederherstellung des ursprünglichen romanisch-gotischen Zustandes konzentrieren, ohne Rücksicht auf liturgische Erfordernisse nehmen zu müssen. Zusammen mit dem 1575 errichteten Beinhaus und dem altertümlich-verklärt wirkenden Friedhof vermittelt St. Martin eine einzigartige mythisch-romantische Ausstrahlung.
Die Kontaktdaten für eine Reservation finden Sie auf der Homepage der Pfarrei Sempach.